Tour Diary

Basel / Hirscheneck - 12.10.12

Montag, 05. November 2012 um 03:19 uhr

Die Schweiz ist in meinem Kopf durchweg positiv besetzt. Mit meiner alten Band war ich des öfteren hier, unsere Kumpels von Slag In Cullet haben uns hier letztes Jahr schon einen wundervollen Tag beschert und mit meiner Ex-Freundin bin ich auch einst in Basel den Rhein entlang geschlendert.

Doch an dieser Stelle muss ich das "d.h."-Zitat nochmal vorkramen: "Der Versuch nichts zu erwarten, ist der Versuch meines Lebens". Zurückblickend hatte ich wohl etwas zu viel erwartet. Wir waren ein bissl high von den letzten Shows, verwöhnt von gutem Sound und dankbarem Publikum. In Basel war das an diesem Abend etwas anders. Wir spielen als erste Band, nach uns die Lokalmatadoren "Hathors" und "Slag In Cullet".

 

Die Bühne ist klein, der Sound ist schwierig, immerhin: der Club ist mit 70-80 Leuten schön gefüllt. Nach den ersten beiden Songs wollen wir uns wie gewohnt das Feedback von den Zuhörern abholen. Doch die wollen es uns heute nicht so einfach machen. Ein paar vereinzelte Gäste klatschen, eher zaghaft als enthusiastisch, und auch nach den nächsten Songs will partout kein Funke überspringen. "Wenn es den Leuten nicht gefällt, dann gehen sie raus an die Bar" sagt man ja. Doch die Leute heute bleiben wo sie sind. Nur klatschen wollen sie nicht. Das verunsichert uns, das macht mich von Lied zu Lied ein bisschen missmutiger. Ist es zuviel verlangt einer Band von außerhalb wenigstens aus Respekt ein bisschen Applaus zu schenken? Oder interpretier ich das einfach etwas über? Strange. Sehr strange. Zwischenzeitlich fühl ich mich wie ein Affe im Käfig, dressiert aber nicht gut genug für eine Belohnung. Nach dem Gig bin ich schlecht gelaunt und verschrecke meinen Slag In Cullet-Kumpel etwas damit. Sorry dafür! Später erklären mir die Einheimischen, dass man das den Schweizern nachsehen müsse und noch später erreicht uns doch auffällig viel positives Feedback online.

 

Also alles halb so schlimm, außerdem hat das Hirscheneck auch keine schlechte Kritik verdient. Ein sehr sympathischer und korrekter Laden mit einem Schlafraum unterm Dach und sehr leckerem vegetarischem Essen. Am nächsten Tag fahren wir mit der Fähre über den Bodensee zurück nach Deutschland. Motor aus und Blick aufs Meer, die Band ist glücklich. Ein versöhnlicher Abschluss. Ich mag die Schweiz immer noch.

 

// Marv

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